Atem-Tonus-Ton

Atem-Tonus-Ton ist eine körperorientierte Stimmpädagogik und bietet einen Weg, sich zu erfahren und sich auszudrücken. Dabei ist die Authentizität in Körper, Stimme und Gebärde das größte Anliegen. Die seelische Aufrichtung, der Muskeltonus, Bewegung, Atembewegung und Stimme werden in ihren untrennbaren Zusammenhängen erfahren.

Der Atem ist die Basis jeder Lebensbewegung. In einem eutonischen Zustand kann die Atembewegung viel Raum im Körper einnehmen. Atemrhythmus und -dynamik verändern sich während der Phonation je nach Aussagegehalt und Länge der Phrasierung.

Der Tonus ist die elastische Spannung der Muskulatur und wirkt wiederum auf das Atemgeschehen. Je nach Tonlage lokalisiert sich der Tonus in unterschiedlichen Regionen des Körpers. Der Tonusaufbau geschieht willentlich und ist zuständig für die Tonlänge, Tonkraft und Tonhöhe.

Damit sich der Ton von der Schwingung der Stimmbänder aus voll entfalten kann, wirkt eine dritte wahrnehmbare Innenbewegung: die Resonanzschwingung. Dies ist eine feine Vibration der Knochen mit all den Höhlungen, die sie umgeben (Resonanzräume). Resonanzräume fordern innere, seelische Präsenz und Öffnung für die Freigabe des Tones. Sie werden in erster Linie über die Empfindung erarbeitet.

Der Atem trägt und gleicht aus, der Tonus unterstützt den Atem und den Ausdruck. So bleibt der Ton frei und kann sich hin zum individuellen Klang erweitern.

Wenn diese drei spürbaren Innenbewegungen gut aufeinander „abgestimmt“ sind, erreicht die Schwingung des eigenen Körpers den des Gegenübers. In der darstellenden Kunst, aber auch in jeder Form der direkten Kommunikation, zeugt diese innere Freiheit von einer authentischen Persönlichkeit.

Atem-Tonus-Ton ist für alle hilfreich, die ihren Körper als Klanginstrument besser verstehen, das Zusammenwirken von Atem, Tonus und Klang bewusster gestalten und ihre Persönlichkeit in den stimmlichen Ausdruck integrieren möchten.

Der körperorientierte Zugang von Atem-Tonus-Ton ist für Laien und Profis gleichermaßen sinnvoll. Unabhängig von Sprache, Gesang oder dem Spiel eines Blasinstrumentes können Eigenwahrnehmung und Fertigkeit verfeinert werden.

Atem-Tonus-Ton findet sowohl im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung als auch der Performance Anwendung.

  • Schauspiel
  • Gesang
  • Musik
  • Sprech- und Medienberufe
  • Pädagogik
  • Vortrag
  • Präsentation
  • Psychologie
  • Logopädie
  • Somagogik

Atem-Tonus-Ton wurde von Maria Höller-Zangenfeind entwickelt. Über 20 Jahre bildete sie Berufskolleg/innen aus und leitete Seminare im gesamten europäischen Raum und darüber hinaus in Amerika und Japan.

Maria Höller-Zangenfeind (1952 – 2011) war Atem- und Körperpsychotherapeutin. Nach dem Sportstudium lernte und lehrte sie am „Institut für Atemtherapie und -unterricht Prof. Ilse Middendorf“ in Berlin. Sie studierte Gesang in Berlin, Rom und Genf und bildete sich bei Dr. Sylvester Walch in Supervision und transpersonaler Psychotherapie weiter.

Als Ausbildungsleiterin, Lehrbeauftragte und Dozentin war sie an verschiedenen Institutionen in Deutschland, Österreich, Holland, Italien, Japan, der Schweiz und den USA tätig. Sie hielt Fortbildungen zu dem übergeordneten Thema Authentizität in Körper, Stimme und Gebärde für sprechende, künstlerische, therapeutische und pädagogische Berufe. Außerdem war sie Sängerin und Interpretin von Chansons und Songs.

Informationen zur Ausbildung

Entwickelt wurde Atem-Tonus-Ton von Maria Höller-Zangenfeind. Ihr Anliegen war es, eine Brücke zwischen einer kontemplativen Atem- und Leibarbeit hin zu einer körperorientierten Stimmbildung zu bauen.

Auf Grundlage des zugelassenen Atems nach Prof. Ilse Middendorf wird in dieser Weiterbildung die persönliche Atem- und Klangentfaltung für Sprache, Gesang und Instrumentalmusik erarbeitet.

Eigene unbewusste Inhalte äußern und gestalten sich in Klang und Bewegung. Gefühle und Empfindungen werden in der Geste sichtbar und im Klang hörbar.

Die Lust am persönlichen Ausdruck wird geweckt und gestärkt. Dem in sich neu Entdeckten kann auch in der Begegnung mehr und mehr Raum gegeben werden. An dieser Stelle beginnt die musikalische und darstellerische Gestaltung.

Die Improvisation ist die ursprünglichste Form der darstellenden Kunst. Beim Improvisieren werden Präsenz und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten herausgefordert. Möglichkeiten, Eigenheiten und Grenzen können erfahren, anerkannt und weiterentwickelt werden. Improvisation fördert das Zuhören und damit die Fähigkeit, sich in der Gruppe zu bewegen, sich dem Unvorhergesehenen zu stellen und zu interagieren.

Es werden praktische und theoretische Fertigkeiten vermittelt, um an der Sprech- und Singstimme, der Atem- und Klangqualität fördernd wirken zu können. Diese Fertigkeiten können in den bereits erlernten Beruf integriert (Grundstufe), oder, als zertifizierte Atem-Tonus-Ton®-Lehrende (didaktische Aufbaustufe), weitervermittelt werden.

Nach erfolgreichem Abschluss der Grundstufe erhalten die Teilnehmer/innen eine Teilnahmebestätigung in Form eines Zertifikates. Der erfolgreiche Abschluss der didaktischen Aufbaustufe berechtigt, Atem-Tonus-Ton als zertifizierte Atem-Tonus-Ton-Lehrende zu unterrichten. Zertifizierte Atem-Tonus-Ton-Lehrende können sich gegen einen Kostenbeitrag auf der Webseite eintragen lassen und das internationale Logo verwenden.

Im letzten Modul der Grundstufe findet eine Abschlusspräsentation statt. Ziel ist es, sich anhand von ausgewählten Liedern, Texten oder freien Improvisationen einer Bühnensituation zu stellen und sich zu zeigen. Der Abschluss der didaktischen Aufbaustufe umfasst eine schriftliche Arbeit und ein Praktikum innerhalb der Ausbildungsgruppe unter Supervision der Dozent/innen.

Es werden 8 Module in der Grundstufe und fakultativ 6 Module in der didaktischen Aufbaustufe angeboten. Die Weiterbildung kann nach der Grundstufe abgeschlossen werden. Jedes Modul ist von Freitag Nachmittag bis Sonntag Nachmittag anberaumt. Der Gruppenunterricht findet Freitag von 14:30 Uhr bis 18:00, Samstag 09:30 – 18:00 und Sonntag 09:30 – 13:00 Uhr statt. In der didaktischen Lehrstufe werden zusätzlich praktische, pädagogische und theoretische Inhalte vermittelt.

Inhalte Grundstufe

  • Bewegung / Atem / Klang
  • Hören
  • Sprech- / Singstimme
  • Improvisation
  • Ausdruck und Gestaltung
  • Angewandte Anatomie

Inhalte didaktische Aufbaustufe

  • Aufbau von Übungseinheiten
  • Pädagogische Interaktionen mit Einzelpersonen und Gruppen
  • Feedback und Evaluation
  • Vertiefende Angewandte Anatomie
  • Theorie der Atem- & Stimmphysiologie
  • Schriftlicher Erfahrungsbericht
  • Praktikum innerhalb der Ausbildungsgruppe unter Supervision der Dozent/innen